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Mai 2016 23 Unsere Geschichte 140 Jahre Bahnstation Kraiburg-Waldkraiburg Ohne das älteste Gebäude der Stadt wäre ganz Waldkraiburg nicht entstanden „Ohne Kraiburg kein Bahnhof, ohne Bahnhof kein Pulverwerk, ohne Pulverwerk keine Vertriebenensiedlung und schließlich keine Stadt Waldkraiburg“. Auf diesen kurzen Nenner gebracht, zeigt sich die große Bedeutung des alten Kraiburger Bahnhofs für die junge Stadt im Grünen. Am 1. Mai 1876, das liegt nun 140 Jahre zurück, wurde die Inntalbahn zwischen den Innstädten Mühldorf, Wasserburg und Rosenheim eröffnet. Die Bahnstation Kraiburg war einer von sieben Bahnhöfen, welcher an diesem Tag seinen Betrieb aufnahm. Aber die Station mit der Bezeichnung „Kraiburg“ hätte damals ortsunkundige Reisende schnell verwirren können. Denn wenn jemand am Kraiburger Bahnhof ausstieg, konnte er von seinem Reiseziel „Kraiburg am Inn“ weit und breit nichts erkennen. Der Kraiburger Bahnhof wurde nämlich inmitten des gemeindefreien Mühldorfer Harts errichtet. Wie kam es zu dieser kuriosen Situation? Ab den 1850er Jahren war allgemein erkennbar, dass die wirtschaftliche Zukunft nur mit dem Bau von Eisenbahnen zu gewinnen war. Auch der Marktort Kraiburg, welcher über viele Jahrhunderte vom Warentransport auf dem Inn und vom Handel damit gut leben konnte, wollte nachweislich spätestens seit 1861 auch einen Anschluss ans Eisenbahnnetz haben. Dampfschiffe, die in jenen Jahren auf dem Inn erste Versuche unternahmen, waren im Gegensatz zur Eisenbahn chancenlos. Als der Bayerische Landtag 1869 das Gesetz zum Bau der Inntalbahn beschloss, sahen auch die Kraiburger Bürger endlich die Gelegenheit gekommen, einen Bahnhof zu erhalten. Aber die staatliche Trassenplanung sah lediglich einen Bahnhof beim Ort Thann in der Gemeinde Aschau vor. Eine alternative Trassenführung von Rosenheim über Stephanskirchen, Halfing, Amerang, Waldhausen und Kraiburg wurde aus Kostengründen abgelehnt. Daher schrieb der Kraiburger Bürgermeister Johann Nep. Hardt am 6. November 1869 ein Gesuch an die Generalkommission der Verkehrsanstalten in München mit der dringenden Bitte um Näherlegung der Bahnstation an die Kraiburger Gemeindegrenze. Die Staatsbehörde kam dem Anliegen der Kraiburger entgegen und so kam es, dass in unmittelbarer Nähe der Kreuzung der beiden Landstraßen Aschau-Mühldorf und Ampfing-Kraiburg inmitten des Staatswaldes Mühldorf Hart der Bahnhof errichtet wurde. Trotzdem war der Bahnhof immer noch rund drei Kilometer vom Markt Kraiburg entfernt und hatte zur Folge, dass der Bahnanschluss für den Ort ziemlich unbedeutend blieb. Von der ursprünglich erdachten internationalen Verbindung der Inntalbahn, blieb nur eine Lokalbahn übrig, die in den ersten Jahrzehnten nur viermal am Tag frequentiert wurde. Neben dem Bahnhofsgebäude entstand um 1876 eine Gastwirtschaft (1912 neu erbaut), 1921 ein Baubüro für den Innkanal-Bau, ein Lagerhaus und 1927 noch ein Sägewerk - sonst nichts! Bei der Suche nach geeigneten Standorten für den Bau von Pulverwerken ab 1935 – als Bestandteil der großangelegten Aufrüstung im Dritten Reich – sollte der Bahnhof Kraiburg im Wald ein mitentscheidendes Argument darstellen. Am 22. Juni 1937 fiel im Planungsstab des Reichskriegsministeriums in Berlin die Entscheidung in der Nähe des Kraiburger Bahnhofs eine der größten Pulverherstellungsfabriken des Deutschen Reichs zu errichten. Im August 1938 begannen dazu im Wald die Bauarbeiten. Der Bahnhof wurde mit mehreren Rangiergleisen und einer Waggonwaage vergrößert. Von Dezember 1940 bis Kriegsende Mai 1945 betrieb die Deutsche Sprengchemie GmbH (DSC) das Rüstungswerk. Nach Demontagen, Sprengungen und Enttarnungen konnten ab 1946 im Werksgelände Heimatvertriebene und andere Deutsche hier ansiedeln und 1950 die neue Gemeinde Waldkraiburg gründen. Das Bahnhofsgebäude war bis 31. Dezember 1989 noch in Betrieb. Seit dem Auszug der letzten Mieter liegt das älteste Gebäude der Stadt – ohne dessen Existenz ganz Waldkraiburg nicht entstanden wäre – im tiefen „Dornröschenschlaf“. Bis jetzt konnte kein „Prinz“ gefunden werden, der dem alten Gemäuer in Form einer guten Geschäftsidee wieder neues Leben einhauchen könnte. Zumindest konnte die Stadtbau Waldkraiburg GmbH 2010 durch den Erwerb einem drohenden Abriss zuvor kommen. Stadt Waldkraiburg Rathaus Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 0 www.waldkraiburg.de Stadtbau Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/9686 0 www.stadtbau- waldkraiburg.de Stadtwerke Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/948 400 www.stadtwerke- waldkraiburg.de Stadtmarketing Waldkraiburg GmbH Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 4580 www.stadtmarketingwaldkraiburg. de Haus der Kultur Braunauer Straße 10 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 313 www.kulturwaldkraiburg. de Der Kraiburger Bahnhof um 1900 (Stadtarchiv Mühldorf am Inn)


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