Page 23

Stadtinfo_Februar_2016

Februar 2016 23 Unsere Geschichte Vor 70 Jahren: Das Flüchtlingslager Pürten Erster Transport mit Heimatvertriebenen erreichte das Barackenlager am 23. April 1946 Am 7. Januar 1946 kam am Mühldorfer Bahnhof der erste Bahntransport mit Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland an. Das im Mühldorfer Landratsamt seit 23. November 1945 angesiedelte Kreisflüchtlingsamt mit Flüchtlingskommissar Georg Rosenmeier an der Spitze war nun beständig auf der Suche nach bewohnbaren Räumlichkeiten für die vielen zu erwartenden Menschen, welche nach Flucht und Vertreibung gezwungen wurden, hier ein neue Heimat zu finden. Als im Februar 1946 das so genannte Holzlager bei Pürten, in dem seit Sommer 1945 deutsche Kriegsgefangene (vor allem Mitglieder der NSDAP und der SS) inhaftiert waren, aufgelöst wurde, konnte die Behörde ihrerseits das Lager am 23. Februar 1946 beschlagnahmen. In den Monaten März und April wurden die Baracken so gut wie möglich für die Ankunft von Vertriebenen instandgesetzt. Bedauerlicherweise musste das Flüchtlingsamt Ende März die kurzzeitige Unterbringung von einer Gruppe von etwa 200 Exil-Ungarn im Lager hinnehmen, welche die ohnehin dürftige Einrichtung größtenteils demolierten. Ein erster Transport mit Deutschen aus der Gegend um Tepl im sudetendeutschen Egerland erreichte den Kraiburger Bahnhof bzw. das Barackenlager am 23. April 1946. Zwei Tage später kam ein weiterer Transport aus Eger dort an. Ein dritter Transport mit Menschen aus Neutitschein in Mähren landete am 29. April im Holzlager. Weitere Waggons mit Vertriebenen folgten, so dass das Lager bis Anfang Oktober 1946 über 900 Bewohner, darunter auch rund 180 Kinder, umfasste. Vielfach betrug die Verweildauer im Lager aber oft nur wenige Tage, bis irgendwo auf einem Bauernhof in der Gegend ein beschlagnahmtes Zimmer gefunden und zugewiesen werden konnte. Denn das Gelände, welches verwaltungsmäßig der Gemeinde Pürten zugeordnet war, war zeitweilig auch Durchgangslager. Im September 1946 kam ein so genannter „Antifaschisten- Transport“ mit über 900 sudetendeutschen Sozialdemokraten aus der Gegend um Graslitz am Kraiburger Bahnhof an. Sie wurden ebenfalls in die nächstgelegenen Dörfer verteilt. Ende des Jahres 1946 waren so über 13.000 Vertriebene im Landkreis Mühldorf wohnhaft geworden. Von den rund 63.000 Bewohnern im Landkreis des Jahres 1950, waren über 18.000 Heimatvertriebene, das entspricht einer Quote von fast 29 %. Im August 1946 konnte eine Baracke zu einem Gottesdienstraum umgestaltet werden, „Kirchenbaracke“ genannt, so dass am 20. September dort erstmals eine Messe mit dem neu ernannten Lagerseelsorger Josef Winter (aus Graslitz stammend) stattfinden konnte. Am 1. Oktober desselben Jahres begann mit Lehrerin Anna Meisinger (aus dem Böhmerwald stammend) in einer Baracke auch der Volksschulunterricht. Gleichzeitig wurde auch ein Lagerkindergarten eröffnet. Eine „Tanzbaracke“ gab es ebenso - in der Theater gespielt wurde und die ersten Konzerte der Orchestergemeinschaft stattfanden. In der Krankenstation war eine Ärztin aus Estland, Dr. Olga Lämmerhirt, mit einigen Krankenschwestern, tätig. Das Flüchtlingslager Pürten wurde in den folgenden Jahren mit Baracken der ehem. Organisation Todt von der Großbaustelle Mettenheim- Hart erweitert. Die Unterbringung der von Krieg, Flucht, Terror und Vert r e i b u n g gezeichneten Menschen erfolgte in drangvoller Enge. In einem Raum hausten bis zu 20 Personen - von Privatsphäre keine Spur. Die sanitären Anlagen waren äußerst primitiv. Ohne die Ausbeute von Hamster- und Betteltouren wäre man bei den spärlichen Rationen der Lagerkantine halb verhungert. In den Jahren nach 1947 verbesserte man die Ausstattung der Baracken. Familien erhielten eigene Räume. In den Baracken entstanden z.B. ein Friseur- Salon, eine „Milchhalle“, ein Einzelhandelsgeschäft und andere Handwerksbetriebe. Am 28. Februar 1950 wurde die Gemeinschaftsverpflegung eingestellt und die Lagerverwaltung aufgelöst. Einrichtungsgegenstände des Lagers wurden an die Bewohner verkauft. In den folgenden Jahren konnten auch ganze Baracken und entsprechende Grundstücke käuflich erworben werden. Stadt Waldkraiburg Rathaus Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 0 www.waldkraiburg.de Stadtbau Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/9686 0 www.stadtbau- waldkraiburg.de Stadtwerke Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/948 400 www.stadtwerke- waldkraiburg.de Stadtmarketing Waldkraiburg GmbH Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 4580 www.stadtmarketingwaldkraiburg. de Haus der Kultur Braunauer Straße 10 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 313 www.kulturwaldkraiburg. de


Stadtinfo_Februar_2016
To see the actual publication please follow the link above