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stadtinfo_april_2018

April 2018 Bay. Landesamt f. Denkmalpfle-ge, 2. März 1942, Fotograf: Mesner Johann Englmeier 23 Unsere Geschichte Eine Glocke feiert großes Jubiläum Die Glocke in der Pürtener Pfarrkirche wird 600 Im Turm der Pürtener Pfarr-kirche Mariä Himmelfahrt hängt eine Glocke, die heuer ihr „600-jähriges Gussjubilä-um“ feiern kann. Diese Glo-cke gehörte zusammen mit zwei anderen zum ursprüng-lichen, ersten Geläut der Pür-tener Kirche, welche bis 1800 auch eine bedeutende Wallfahrtsstätte war. Diese alte Glocke war dreimal vom Einschmelzen bedroht: Als sich die Pfarrei Pürten 1896 entschloss, die gesamte Aus-stattung der Kirche zu reno-vieren - inkl. der Deckenge-mälde, wollte der damalige Pürtener Pfarrer Johann Nepomuk König auch ein neues, größeres Geläut an-schaffen. Das erzbischöfliche Ordinariat sowie die Regie-rung von Oberbayern als zuständige Denkmalschutz-behörde in München wollten aber die als wertvoll einge-stuften Glocken aus Anfang des 15. Jahrhunderts erhal-ten - immerhin luden sie die Gläubigen schon seit rund 475 Jahren zum Gebet ein. Aber Pfarrer König konnte sich durchsetzen. Es ist dazu von ihm ein Zitat überliefert: „Und wenn es meinen Kopf kosten soll, die alten Glocken müssen herunter.“ Dem Ein-schmelzen fielen die Mari-englocke von 1413, eine zweite Glocke, welche kein Gussjahr aufwies, sowie zwei kleine Glocken aus dem Jah-ren 1517 und 1659 vom Turm der Friedhofskapelle St. Michael zum Opfer. Nur bei der kleinsten Glocke aus dem Jahr 1418 musste der Pfarrer einen Kompromiss eingehen. Sie blieb aus Gründen des Denkmalschut-zes vorschont. Die nächste Gefahr für die alte Glocke stellte der Enteig-nungsbefehl vom Juli 1917 dar. In Folge des Ersten Weltkriegs, wurden überall Glocken für die Rüstungsin-dustrie eingeschmolzen. Auf-grund des hohen Alters der Pürtener Glocke - immerhin schon 499 Jahre - durfte sie auf dem Kirchturm verblei-ben. Auch während des Zweiten Weltkrieges, als man im März 1942 abermals Kirchenglocken beschlag-nahmte, wurde zunächst die älteste Pürtener Glocke ver-schont. Aber der Enteig-nungsbefehl lautete, dass nur jeweils die kleinsten Glo-cken auf den Türmen hängen bleiben durften. Da die Glo-cke von 1418 jedoch ziemlich klein und damit als Alarmsig-nal zu leise war und ohnehin durch früheres Umhängen bereits beschädigt war, ent-schloss sich die Kirchenver-waltung Pürten, statt der al-ten Glocke eine andere, klei-nere Glocke aus dem Jahr 1925 auf dem Turm zu belas-sen. Die Glocke von 1418 wurde zusammen mit den anderen größeren abgenom-men und zum großen Glo-ckenfriedhof nach Hamburg- Veddel transportiert. Dort hatte die Pürtener Glocke das Kriegsende 1945 fast unbeschädigt überstanden. Und so kam sie im Herbst 1947 nach Pürten zurück. Die Glocke hat einen Durch-messer von 55 cm, ist mit Krone 56 cm hoch, wiegt 150 kg und ist mit den Namen der vier Evangelisten „Lucas, Marcus, Johannes, Ma-theus“ (Majuskel- Buchstaben), und der römi-schen Jahreszahl „Anno Dni MCCCC‘“ (= im Jahr des Herrn 1400) sowie oben auf der Platte die drei Zahlen „XVIII“ (= 18) geschmückt. Diese Zahlen sind mit Ster-nen und Wolken verziert. Die Glocke soll von einem Gie-ßer in Landshut gefertigt wor-den sein und zählt zu den frühesten mit Gussjahren versehenen Glocken im Erz-bistum München. Da die Kro-ne 1942 abbrach, wurde die Glocke mittels einer Man-schette im Turm befestigt. Seit 2011 wird sie bei Beerdi-gungen per Hand wieder geläutet. Sie erklingt mit dem Schlagton es. Impressum Herausgeber: Stadt Waldkraiburg Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg Tel.: 08638 959-0 Fax: 08638 959-200 Email: stadt@waldkraiburg.de Gestaltung und Redaktion: Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.) Weitere Autoren dieser Ausgabe: Stephanie Till, Claudia Gelaschwili, Charlotte Konrad, Konrad Kern, Alexandra Söhnlein, Claudia Golder, Annette Holzer, Anna Fischer, Bianca Mertin, Andrea Schlegel, Lea Oberkobler, Peter Rieder, Dietlinde Weilhammer, Alexandra Reisegast, Gerd Ruchlinski, Martina Hintereder, Alexander Rahm, Roswit-ha Ammerer, Barbara Stellner, Birgit Huber-Heinrich, Elisabeth Bruckauer, Hildegard Hintereder, Anna Hörth, Harald Hanisch, Ingrid Schubert, Susanne Engelmann, Ferenc Bene, Michael Bartesch, Wolfgang Theissig, Dagmar Helfrich, Ute Grabow Auflage: 13.000 Erscheinungsweise: monatlich Nächste Ausgabe: Samstag, 28. April Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin-Moser- Str. 23, 84503 Altötting Stadtarchiv, 1996, Fotograf Horst Worschech


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