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Stadtinfo_August_2018

23 Unsere Geschichte Vor 80 Jahren: Das Pulverwerk Kraiburg entsteht Was war hier vor Waldkraiburg? Wo sich seit 68 Jahren die besiedelten Flächen der Ge-meinde bzw. Stadt Waldkrai-burg befinden, entstanden im August 1938 die ersten Ge-bäude für die Pulverfabrik der Deutschen Sprengche-mie GmbH (DSC). Im Juni 1937 legten sich die Wehr-machtsbehörden in Berlin für den Standort fest: unmittel-bar westlich der 1876 mitten im Mühldorfer Hart errichte-ten Bahnstation Kraiburg. Dadurch bekam die Fabrik auch den Namen „Werk Krai-burg“. Im Sommer 1937 wur-den bei den Ortschafen Hart, Holzhausen und Stockham von der Simbacher Brunnen-bohrfirma Ferdinand Auf-schläger Brunnen gegraben, um erkunden zu können, ob genügend Grundwasser für den Wasserverbrauch vor-handen sei. Für Werk Aschau wurde eine Wasser-entnahmestelle am Inn bei Bergham gebaut. Für die kartographische Vermessung des DSC-Baugeländes wur-de im Frühjahr 1938 das Stettiner Ingenieurbüro Kurt Apel beauftragt. Auf Lageplä-nen im Maßstab 1:1000, ver-wahrt im Stadtarchiv Waldk-raiburg, ist das zu bebauen-de Areal penibel genau fest-gehalten worden. In der Großfabrik sollten diverse Pulversorten, so genanntes „rauchloses Geschützpulver“ bzw. „Pulver ohne Lösungs-mittel“ (abgekürzt PoL) her-gestellt werden. Als Aus-gangsprodukt wurde dazu Nitrozellulose benötigt. Die-sen Stoff sollte eine benach-barte Fabrik produzieren, die im Wald zwischen den Ge-meinde Aschau und Fraham zeitgleich gebaut wurde. Der Betreiber war die Verwert Chemie GmbH (VC). Da bei-de Projekte unter strengster Geheimhaltung entstanden, bekamen die Baustellen die Decknamen „Fichte I“ (Werk Aschau) und „Fichte II“ (Werk Kraiburg). Die Bauarbeiten für die rund 500 Gebäude der DSC und 200 Gebäude der VC und den dazu gehöri-gen umfangreichen Leitungs-systemen für Wasser, Ab-wasser, Säuren, Dampf, Te-lefon, Licht, Alarm, Schwach- und Starkstrom sowie für Werksgleise und Betonstra-ßen begannen im August 1940. Das Forstamt Mühldorf schrieb dazu am 1. Septem-ber, die Ausübung der Jagd im Gebiet der Großbaustel-len ist wegen des entspre-chenden Lärms nicht mehr möglich. DSC und VC haben Baufirmen aus dem gesam-ten Reichsgebiet (z.B. Georg Meister, Josef Riepl, Leon-hard Moll, Karl Stöhr, Dyckerhoff & Widmann, Mühlhofer & Pfahler, Alfred Kunz & Co., Siemens- Bauunion, Boswau & Knau-er) mit Bauten beauftragt. Hinzu kamen viele Firmen, welche spezielle technische Anlagen und Maschinen in-stallierten. Auch Handwerks-betriebe aus dem Landkreis Mühldorf wurden für Einzel-aufträge herangezogen. Die Zahl der Beschäftigten auf den Baustellen belief sich zeitweise auf über 3.000. An allen Stellen wurde gleich-zeitig gebaut und das rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen. Durch die Kälte im Winter 1939/1940 sowie durch einen schweren Sturm im März 1940 verzö-gerten sich die Bauarbeiten. Aufgrund der Tarnung der Werke wurden möglichst wenige Bäume gefällt. Die meisten Bunkerbauten er-hielten Erdaufschüttungen, welche mit Bäumen und Sträuchern versehen wur-den. Ende 1940 war der größte Teil der Bauarbeiten abgeschlossen, so dass am 3. Dezember offiziell mit der Pulverproduktion begonnen und im März 1941 die ersten Pulverlieferungen in Wag-gons verladen und an Reichsmunitionsanstalten transportiert wurden. Impressum Herausgeber: Stadt Waldkraiburg Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg Tel.: 08638/959-0 Fax: 08638/959 200 Email: stadt@waldkraiburg.de Gestaltung und Redaktion: Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.) Weitere Autoren dieser Ausgabe: Stephanie Till, Johanna Spirkl, Andrea Schlegel, Claudia Ge-laschwili, Gerd Ruchlinski, Konrad Kern, Erika Fischer, Thomas Rahnert, Annette Holzer, Bianca Mertin, Elke Keiper, Alexandra Wagner, Irmi Miedl, Cristina Martin, Irmgard Meindl, Anna Hörth, Marion Stenzel, Martina Kainz, Thomas Heigl, Silvia Amann, Manuela Gaisbauer, Ferenc Bene, Dietlinde Weilham-mer, Roswitha Ammerer, Sonja Hoffmann, Raimund Runde, Bernahrd Vietze, Andrea Langstein, Sarah Seeling, Harald Köber, Manuel Kraus, Ulli Maier Auflage: 13.000 Erscheinungsweise: monatlich Nächste Ausgabe: Samstag, 29. September Redaktionsschluss: Montag, 10. September (stadtzeitung@waldkraiburg.de) Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin- Moser-Str. 23, 84503 Altötting Das Verwaltungsgebäude (seit 1968 Sitz der Polizei Waldkra-iburg) war eines der ersten Gebäude, die 1938 errichtet wur-den. Hier ein Teil des Fassadenplans der Baufirma Georg Meister, 1938.


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