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Stadtinfo-April-2017

23 Unsere Geschichte 20 Jahre im Föhrenwinkel: die Stadtwerke zogen um Im selben Jahr im November zog auch die Stadtbau Waldkraiburg GmbH in die geschichtsträchtigen Gebäude Als am 1. April 1997 (vor nun 20 Jahren) offiziell die Stadt-werke Waldkraiburg ihr neu-es Domizil im Stadtteil Föh-renwinkel bezogen, begann ein neues Kapitel in der recht wechselvollen Geschichte des so genannten „Saalbaus“. Ein Blick zurück soll hier kurz die verschiede-nen Nutzungen des Gebäu-des aufzeigen: Der Saalbau war zentraler Bestandteil des „Bereit-schaftslagers II“, wie das Frauenlager-Gelände wäh-rend des Zweiten Weltkrie-ges offiziell bezeichnet wur-de. In diesem Unterkunftsla-ger wohnten die zur Arbeit im Pulverwerk der Deutschen Sprengchemie GmbH vom Arbeitsamt eingesetzten deutschen Frauen, sowohl aus dem bayerischen Um-land als auch aus anderen deutschen Siedlungsgebie-ten, vor allem aus Oberschle-sien und Bessarabien. Gleichfalls waren auch Frau-en aus westeuropäischen Ländern hier untergebracht, welche während des Krieges von der Deutschen Wehr-macht besetzt wurden. Das von Architekt Emil Frey-muth (*1890, +1961) 1940 geplante Lager mit dem Decknamen „Drossel“ sollte ursprünglich 55 einzelne Ge-bäude umfassen und 1.500 Frauen aufnehmen. Während der Bauphase 1941 wurden tatsächlich aber nur 27 Ge-bäude gebaut. Darin konnten 540 Frauen beherbergt wer-den. Die Gebäude Nr. 1 (Saalbau), Nr. 2 bis 8 (u-förmig - Lagerverwaltung, Werkstatt, Arztzimmer u.a.) und Nr. 9 (Wäscherei), dien-ten bis 1945 ausschließlich gemeinschaftlichen Zwe-cken. Der großzügig errichte-te Saalbau war Kantinensaal für die Mahlzeitenausgabe, aber auch Theater- und Ki-nosaal. Auflösung und Umnutzung Nach dem 2. Mai 1945, als die amerikanische Armee den Landkreis Mühldorf er-reichte, wurde das Pulver-werk stillgelegt und alle Be-schäftigten entlassen und in ihre Heimat zurück geschickt. Einige Wochen lang diente das Frauenlager als Feldla-zarett der US-Armee. Da-nach wurde das Gelände von der UN zur Unterbringung von Ausländern beschlag-nahmt. In den Jahren 1945 bis 1946 lebten hier Polen, jüdische Überlebende des Holocaust und bis zur Auflö-sung des Lagers im Juni 1950 Exil-Ukrainer. Die Wohnlager (in den 1960er Jahren abgerissen) und der Falkenring wurden anschlie-ßend 1951 vom Landbauamt Rosenheim zu Wohnungen umgebaut. Am 26. Februar 1952 erhielt das Gelände den offiziellen Ortsnamen „Föhrenwinkel“. 1960 wurden Straßennamen eingeführt. Der Saalbau diente zunächst als Gaststätte - ebenso das benachbarte ehem. Wä-schereigebäude. Ab 1955 nutzte die Schaumstofffabrik von Wilhelm Neuner den Saalbau und veränderte mit mehreren Anbauten und dem Einbau eines Zwischenge-schosses im Saal das Ge-bäude. 1974 erwarb die Fir-ma Netzsch das Objekt und produzierte darin Groß-waschmaschinen. Nach der Übersiedlung der Firma Netzsch ins Industriegebiet erwarb 1990 die Stadtbau Waldkraiburg GmbH das ehem. Saalgebäude. In den Folgejahren wurden alle baulichen Veränderun-gen seit 1955 wieder besei-tigt. 1994 wurde das gesam-te Gebäudeensemble unter Denkmalschutz gestellt - mit Ausnahme der historischen Gebäude in den Eingemein-dungsorten, die bisher einzi-gen Waldkraiburger Bauten in der Denkmalschutzliste. Impressum Herausgeber: Stadt Waldkraiburg Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg Tel.: 08638/959-0 Fax: 08638/959 200 Email: stadt@waldkraiburg.de Gestaltung und Redaktion: Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.) Weitere Autoren dieser Ausgabe: Sonja Hoffmann, Siegfried Hanesch, Thomas Mühlbäck, An-drea Schlegel, Michaela Olbricht, Leonhard Schleich, Ramona Masun, Claudia Gelaschwili, Konrad Kern, Gabi Röpke, Birgit Kollar, Ines Kluge, Helena Karbstein, Rosemarie Sax, Georg Deibl, Erika Fischer, Raffaela Salomon, Elisabeth Hintereder, Ida Hinterholzinger, Alexander Rahm, Renate Leinfelder, A-nette Holzer, Marina Pösl, Diana Molter, Marion Schimm, Bir-git Huber-Heinrich, Irene Wimmer, Georg Kulot, Dieter Trost, Teresa Nalewaja, Gertraud Richter; Auflage: 13.500 Erscheinungsweise: monatlich Nächste Ausgabe: Samstag, 29. April Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin- Moser-Str. 23, 84503 Altötting


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