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Unsere Geschichte
Vor 20 Jahren: Ebinger Pfarrhaus renoviert
Heute Wohnung für eine Familie
Den ortsunkundigen Leser
mag es zunächst ein wenig
irritieren, dass ein so kleines
Dorf wie Ebing ein Pfarrhaus
besitzt. Wie Ebing zu einem
Pfarrhaus kam, ist eine unge-wöhnliche
Geschichte, die
hier kurz erläutert werden
soll: Das alte Dorf Ebing am
Inn mit seiner Filialkirche St.
Martin gehörte seit dem Mit-telalter
zur Mettenheimer
Pfarrei St. Michael. Der Met-tenheimer
Pfarrer bzw. sein
Kaplan war verpflichtet, ein-mal
im Monat einen Sonn-tagsgottesdienst
in Ebing zu
feiern. Ergänzend dazu fand
jede Woche eine Frühmesse
in Ebing statt. An den meisten
Festtagen und den übrigen
Sonntagen mussten die Ebin-ger
den weiten Weg nach
Mettenheim zurücklegen, um
ihrer Christenpflicht nachkom-men
zu können. Über diesen
Umstand waren die Ebinger
nicht glücklich und es gab
1767, 1814, 1858 und zuletzt
1909 Versuche durch Um-pfarrung
nach Altmühldorf
oder Pürten bzw. Gründung
eines Benefiziums die seel-sorglichen
Verhältnisse zu
verbessern.
Beim Bau des Innwerkkanals
in den Jahren 1919 bis 1924
wurde das Dorf Ebing und
seine Bewohner durch den
Verlust von landwirtschaftli-chen
Flächen, der Verände-rung
des Grundwasserspie-gels
und den Zuzug von vie-len
Bauarbeitern schwer be-einträchtigt.
Der Freistaat
Bayern, der als Hauptaktionär
der Innwerk AG den Kanal-bau
hauptsächlich vorantrieb,
sah die besondere Situation
der Ebinger Einwohner wohl-wollend
und stellte drei
„Geschenke“ als Entschädi-gung
zur Auswahl:
1. die Verlegung von Nieder-spannungsleitungen
für alle
Häuser in Ebing,
2. die Regulierung und Ent-wässerung
der Ortsstraßen
und
3. der Bau eines Pfarrhauses
für einen Ortsgeistlichen.
Die Ebinger haben sich für
ein Pfarrhaus entschieden.
Die Innwerk AG hat 1922
tatsächlich ein Pfarrhaus er-richtet
und zeitgleich hat das
erzbischöfliche Ordinariat in
München die bisherige Met-tenheimer
Kaplansstelle in
eine Ebinger Expositur umge-wandelt.
Am 1. Juli 1923 wur-de
der erste Ebinger Exposi-tus
Johann Grabmeier von
den Pfarrangehörigen am
Ortsrand mit großer Freude
festlich begrüßt. Bis 1957
waren dann nacheinander
insgesamt sieben Priester in
Ebing tätig und wohnten im
Pfarrhaus (Johann Grabmeier
1923-1925, Max Lehner 1925
-1931, Georg Dietl 1931-
1935, Peter Moser 1935-
1942, Johann Heldwein 1942-
1949, Georg Fischer 1949-
1952 und zuletzt der aus Su-detenschlesien
stammende
Pfarrer Konrad Hugo Klein
1952-1957). Das kleine Dorf
hatte somit 33 ½ Jahre lang
einen Priester vor Ort.
Nach dem Tod von Konrad
Hugo Klein am 22. Januar
1957 (er ist als einziger Geist-licher
im Ebinger Kirchen-friedhof
beerdigt), blieb die
Expositurstelle unbesetzt. Der
Mettenheimer Pfarrer war
damit wieder selbst für Ebing
zuständig. Die Kirchenverwal-tung
vermietet seither das
Haus und den Garten an Fa-milien.
Als Teil der Gemeinde Pürten
kam am 1. Januar 1974 das
Dorf Ebing zur Stadt Waldkra
iburg. Bereits am 1. Oktober
1972 war im Rahmen der
Neugliederung der Erzdiöze-se
die Kirchengemeinde E-bing
zum neuen Dekanat
Waldkraiburg gekommen.
Daher sah man es als sinnvoll
an, dass sich die Pfarrei Met-tenheim
von ihrer ursprüngli-chen
Filialgemeinde trennte
und am 1. Januar 1979 als
„Kuratie Ebing“ der Waldkrai-burger
Stadtpfarrei Christkö-nig
zugeordnet wurde. Die
Seelsorge in Ebing übernah-men
ab 1957 ohnehin haupt-sächlich
Pater aus dem Ju-gendhilfswerk
Waldwinkel
(von 1968 bis 2013 Pater
Max Sturm). Das Pfarrhaus
konnte u.a. mit Mitteln aus
dem Ebinger Dorferneue-rungsprogramm
in den Jah-ren
1994 bis 1997 umfassend
renoviert und am 28. Novem-ber
1997 (also vor nun 20
Jahren) eingeweiht werden.
Das Haus dient nach wie vor
als Wohnung für eine Familie.
Impressum
Herausgeber: Stadt Waldkraiburg
Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg
Tel.: 08638/959-0 Fax: 08638/959 200
Email: stadt@waldkraiburg.de
Gestaltung und Redaktion:
Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.)
Weitere Autoren dieser Ausgabe:
Sonja Hoffmann, Stephanie Till, Bianca Mertin, Siegfried Ha-nesch,
Hansjörg Malonek, Andrea Schlegel, Renate Leinfel-der,
Willi Engelmann, Klaus Neßler, Ramona Masun, Claudia
Gelaschwili, Alexander Rahm, Fatime Sadiku, Sevda Erdo-gan,
Charlotte Konrad, Regina Zinn, Hannes Forster, Wolf-gang
Veigl, Hubert Kamrad, Diana Molter, Gerd Ruchlinski,
Konrad Kern;
Auflage: 13.000
Erscheinungsweise: monatlich
Nächste Ausgabe: Samstag, 16. Dezember
Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin-
Moser-Str. 23, 84503 Altötting