Die Beziehung von Mensch und Tier ist so alt wie ihre gemeinsame Geschichte. Bereits in frühen Höhlenzeichnungen begegnen uns genau beobachtete Tierdarstellungen und in der Kunstgeschichte finden sich zahllose Bilder, die sich mit dem Verhältnis von Mensch und Tier auseinandersetzen. Mal ist das Tier Haus- und Nutztier, mal Weggefährte, mal bedrohtes und schützenwertes Individuum. Oft sind Tiere auch Zeichen für Status und Wohlstand oder stehen gleichnishaft und stellvertretend für den Menschen und seine Eigenschaften. So sagt das Bild, das wir uns über Tiere machen oft mehr über den Menschen aus, als über das Tier an sich.
Doch noch nie wurde die Frage nach unserem Verhältnis zum Tier so spannend und vielseitig diskutiert, wie heute. Eine neuere Entwicklung stellen zum Beispiel solche philosophischen Ansätze dar, die versuchen, dem Tier - auch in der Kunst - auf Augenhöhe zu begegnen. Selbst Juristen diskutieren inzwischen über ein Persönlichkeitsrecht für Tiere. In den Sozialwissenschaften ist diese Haltung auch als „Animal Turn" in der Forschung präsent. Der anthropozentrische Blick auf die Welt und Ihre Lebewesen soll zu Gunsten einer gleichberechtigten Begegnung aufgegeben werden. Hier geht es nicht um Hierarchien oder Kategorien, nicht um vereinnahmende Ordnungen und Zuweisungen, sondern um ein Feld der freien Betrachtung und Annährung.
Auch die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung beteiligen sich an der aktuellen Diskussion und beschäftigen sich auf vielfältige Weise mit dem Verhältnis von Mensch und Tier. Ihre Arbeiten untersuchen bestehende oder wünschenswerte Verhältnisse oder stellen sich ihrerseits in einem offenen, beobachtenden Modus auf das Untersuchungsfeld ein. Sie zeigen das Tier in seinen vielfältigen Rollen und Funktionen, als Projektionsfläche des Menschen aber auch als gleichberechtigtes Individuum. So wird anhand der Vielfalt künstlerischer Positionen auch ein Einblick in die vielgestaltige Welt der Beziehungen zwischen Mensch und Tier und ihrer Interpretation sichtbar.
Zu der von Elke Keiper kuratierten Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (deutsch/engl.) mit zahlreichen Abbildungen und Texten.
Bitte beachten Sie auch das vielfältige Begleitprogramm zur Ausstellung, das in Zusammenarbeit mit dem BUND Naturschutz, dem Haus des Buches, dem Studiokino im Cinewood, dem Gymnasium Waldkraiburg sowie vielen anderen Interessierten entwickelt wurde.