my philosophical tree
Schon der Titel der Waldkraiburger Ausstellung, deutet es an: Svenja Kreh entwirft in ihren meist großformatigen Papierarbeiten, einen eigenwilligen Bilderkosmos, der auf einer sehr persönlichen und eindringlichen Auseinandersetzung mit der Welt beruht. So lässt sie mit den Mitteln von Malerei und Zeichnung einen bizarren und subjektiven Baum der (philosophischen) Erkenntnis wachsen. In manchmal verstörender Weise greift Svenja Kreh dabei auf alle möglichen verfügbaren Referenzen der Literatur- oder Kunstgeschichte ebenso zurück, wie auf zeitgenössische populäre Kultur oder religiöse Motive. Phantastische Vorstellungswelten bis hin zu entsprechenden Filmen oder Comics und Science Fiction Romane interessieren sie dabei besonders.
In mehreren übereinander geschichteten Bildebenen verwebt die Künstlerin Zitate aus barocken Druckgrafiken mit Elementen aus Heavymetal-Plattencovern, entwirft Fantasyfiguren und comicartige Mischwesen, zwischen Mensch, Roboter und Engel. Begleitet wird dieser Figurenreigen von verschlungenen Ornamenten, die gleichermaßen aus dem Angebotskatalog eines Tatoo-Studios oder aus einem historischen Musterbuch stammen könnten. Dazwischen finden sich mehr oder weniger bekannte Gesichter europäischer Geistesgrößen, aber auch Textfragmente und schwarze oder bunte Farbflächen.
Bei all diesem Powerplay ist my philosophical tree aber wesentlich mehr als nur eine Aneignung des Vorhandenen: Svenja Kreh verdichtet Kunstgeschichte und Alltags(bild)kultur zu einem attraktiven, heutigen Bilderkosmos von leidenschaftlicher Schönheit und großer Intensität. Angelegt als ein sich immer weiter verzweigendes Gespinst aus Linie und Fläche, Zeichnung und Malerei entwirft Svenja Kreh eine Welt in der Low- auf High-Kultur trifft und Aufstieg und Fall plötzlich nahe beieinander liegen.
Speziell für die Ausstellung entwickelt die Künstlerin einen phantastisch-surrealen Trickfilm, der die eigenwillige Gestimmtheit der Papierarbeiten aufgreift und in bewegte Bilder überträgt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Elke Keiper und Anderas Kerstin.